Jetzt, nachdem der strenge Winter langsam etwas nachlässt hat sich auch Jadwiga wieder auf den Weg zu "ihrer" Baustelle gemacht. Im Sommer und Herbst gingen die Arbeiten noch voran wie geplant - sicher auch bedingt dadurch dass Corbain bereits ein Übergangsquartier bezogen hat und ein wachsames Auge auf die Anlage hat ...
... der Winter aber hat böse Spuren hinterlassen, die allerorts sichtbar sind. Der Frost hat in unfertigen Gebäudeteilen Steine und Ziegel gesprengt, ein Gerüst ist böse eingestürzt, manch anderes wirkt alles andere als sicher und fest.
Mit sorgenvollem Gesicht inspiziert Jadwiga in ihrem Pelzmantel die Baustelle, im Schlepptau ihre Assistenz und einen händeringenden Baumeister: "Frau Graufuchs, es ging wirklich nicht anders, wir konnten das Dach nicht mehr decken ... es war wie verhext!"
Bei diesen Worten dreht sich Jadwiga abrupt um: "Ich sehe ein, dass euch das Wetter die Sache verhagelt hat - mit Hexerei aber hat das hier wahrhaftig nicht das Geringste zu tun! Und ich möchte nicht, dass ihr auch noch ein einziges Mal das Wort verhext oder verflucht im Zusammenhang mit diesem Bau in den Mund nehmt oder ich suche mir einen anderen Bauleiter!" Ihre Miene ist steinern als sie das sagt, und der Ton so frostig, dass er die Winterkälte auf Platz zwei verweist.
"JJaa ... Verzeiht! Es war doch nur so dahin gesagt ... wie auch immer, wir werden den Termin nicht halten können euer äh Großmeisterlichkeit..." der Bauleiter wirkt auf einmal ein klein wenig blass um die Nase.
"Es heißt Exzellenz" verbessert Frau Nahires freundlich aber bestimmt, ihr allgegenwärtiges Buch in der behandschuhten Hand.
Mit einem Seufzer nimmt Jadwiga ihren Rundgang wieder auf. Ab und an diktiert sie Romana Baumängel, Einfälle und die vielen Arbeiten, die in den Räumlichkeiten noch zu tun sind. In Gedanken korrigiert sie dabei Saal um Saal, Stockwerk für Stockwerk das Datum einer möglichen festlichen Eröffnung nach hinten. Dieses Jahr wird das dann wohl nichts mehr ... denkt sie sich fröstelnd und kommt sich in den grauen Mauern, durch die der Wind klagend pfeift kurz ein wenig verloren vor.
Dann gibt sie sich innerlich einen Ruck: Wenn das Wetter besser wird muss hier einfach mit Schwung neu angepackt werden! Und vielleicht ist die verlorene Zeit ja auch eine gewonnene - bietet sie doch die Möglichkeit ihr voraussichtliches Kollegium auf Reisen noch ein wenig kennenzulernen und auszuloten. Und vielleicht ergibt sich ja auch eine Gelegenheit mit ihrer Hoheit, Florentine, zu reisen ...