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 Keine Ruhe in Sicht...

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BeitragThema: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyFr 11 Dez 2009 - 23:32

Spät in der Nacht können aufmerksame Blicke einen Schatten erkennen, der sich auf die Tore Giznads zubewegt. Das fahle Licht des Mondes spiegelt sich auf den Dächern der goldenen Stadt, während die meisten Bewohner schon friedlich in ihren Betten liegen und schlafen.
Er nähert sich den Wachen, welche aufgeschreckt ihre Waffen gegen den vermeintlichen Eindringling richten. Im nächsten Augenblick jedoch, als die mysteriöse Gestalt sich aus dem Schatten löst und in den Schein der Laternen tritt, erkennen sie ihre Herrin, Lady Florentine von Giznad.
"Mundus zum Gruße, Mylady", grüßen sie, während sie zackig Haltung annehmen und sich beeilen, das schwere Tor zu öffnen. "Mundus zum Dank, meine Herren. Und weitermachen!" Mit diesen Worten durchschreitet Lady Florentine das Portal und betritt endlich wieder heimatlichen Boden.

Viel Zeit ist vergangen, seit sie das letzte Mal in Giznad verweilte, und sie ist froh, dass die lange Reise nun endlich zu Ende ist, welche sie im Anschluss an das Freundschaftsfest mit Barai in ihre Ländereien nach Scarhem geführt hatte. Nachdem Lady Florentine Sir Gregory, welcher auf dem Freundschaftsfest durch einen von Aisa Tsana gesandten Nekromanten schwer verletzt worden war, zurück auf sein Lehen begleitet hatte, hatte sie die Gelegenheit wahrgenommen, dort endlich mal wieder nach dem Rechten zu sehen.
In der Baronie Scarhem wird seit jeher mit den Erträgen der Wälder und Minen gewirtschaftet, so dass Mylady nun zum Jahreswechsel die alljährliche Versammlung mit den ortsansässigen Handwerksmeistern und Kaufleuten einberufen hatte, um für das folgende Jahr das weitere geschäftliche Vorgehen zu erörtern. Zufrieden mit den Ergebnissen, erließ sie den verantwortlichen Geschäftsleuten für die nächsten zwei Monate die Abgabe des Zehnten als Prämie für die gute Arbeit. Es würde eine Freude sein, ihrem Vater, dem Herzog, Bericht zu erstatten.
Schon lange ist Lady Florentine in ihrer Baronie dafür bekannt, sich in der Taverne „Zur knorrigen Eiche“ unter das Volk zu mischen und mit ihm den ein oder anderen vergnüglichen Abend bei Gesang und Tanz zu verbringen. Auch während dieses Aufenthalts hatte sie es sich nicht nehmen lassen, dieser liebgewordenen Gewohnheit zu folgen. Sie war gerade in einem angeregten Gespräch mit dem Wirt vertieft, als sich die Tür zur Taverne öffnete und ein fremdländisch anmutender Mann, vermutlich ein Reisender, den Schankraum betrat. Er setzte sich an den letzten freien Tisch in einer der hinteren Ecken und blickte sich verstohlen um. Aufgrund des merkwürdigen Auftritts des Fremden, unterbrach Lady Florentine die Unterhaltung mit dem Wirt und wandte ihren Blick dem Neuankömmling zu. Der Wirt seinerseits verließ den Tresen und trat zielstrebig an den Tisch. „Willkommen in der „Knorrigen Eiche, mein Herr. Was darf ich Euch bringen? Empfehlen kann ich Euch deftigen Eintopf mit Wurst nach Art des Hauses und einen Becher von Henry´s Bestem.“
Der Angesprochene sah dem Wirt mit verschlagenem Blick direkt ins Gesicht und nickte zustimmend. Dann beugte er sich ein wenig vor und fragte mit unterdrückter Stimme: „Sagt, Herr Wirt, wie weit ist es noch bis zur Stadt Giznad? Ist es wohl noch mehr als eine Tagesreise?“
Der Wirt zog die Brauen hoch und antwortete beinahe belustigt: „Oh ja, mein Herr. Ihr befindet Euch hier in Grenznähe zum Elfenreich. Bis nach Giznad sind es noch gut drei Tage, wenn Ihr stramm durchmarschiert. Zu Pferd benötigt Ihr vielleicht einen Tag weniger, die Strecke jedoch in nur einem Tag zu schaffen, ist unmöglich. Haltet Euch immer Richtung Südwesten, dann erreicht Ihr die Grenzen des Herzogtums Giznad. Von dort an solltet Ihr den Weg in die Stadt leicht finden.“
Mit diesen Worten verschwand er in der Küche.
Ein paar Mal schweifte der Blick des Fremden verstohlen durch die Taverne, doch als er sich scheinbar unbeobachtet fühlte, entspannten sich seine Züge und er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Offensichtlich war ihm jedoch entgangen, dass Lady Florentine ihn unauffällig, aber genau musterte. Irgendetwas an seinem Benehmen löste bei ihr Misstrauen aus, dieser Kerl war ihr nicht geheuer. Er benahm sich wie ein Dieb oder etwas ähnliches. Schon letzten Winter gab es in dieser Gegend Ärger mit Holzdieben, welche sich mit dem Baumschnitt aus dem Forst der Baronie bedienten, um es andernorts zu verkaufen. Sie würde den Fremden im Auge behalten, und wenn es sich um einen solchen Gesetzlosen handeln sollte, würde sie ihm eine Menge Ärger bereiten.
In diesem Augenblick kehrte der Wirt mit einer dampfenden Schale und einem Krug an den Tisch zurück und stellte das Tablett vor dem merkwürdigen Gast ab. „Bitte sehr, der Herr. Wohl bekomms. Das macht dann 3 Kupfer.“ Der Gast streckte seine mit den schlammverkrusteten Reitstiefeln bekleideten Füße lang aus und schlug seinen Reitmantel zurück, um nach seinem Geldbeutel am Gürtel zu greifen. Dabei wurden auch andere Dinge sichtbar. In diesem Moment erstarrte Lady Florentine, als sie auf einer kleinen Tasche ein ihr nicht unbekanntes Wappen erblickte. Dieses Wappen bestand aus einem weißen Baum auf grünem Grund, einer Ulme. Gesehen hatte sie dieses Wappen noch nie, doch gab es jemanden, der ihr oft genug davon erzählt hatte, und zwar Tharek. Für einen Moment wirbelten ihre Gedanken wild durcheinander, doch im nächsten Moment schoss ihr ein schrecklicher Verdacht durch den Kopf. Sie waren gekommen, um Tharek zu ergreifen und ihn nach Sydenden zurückzubringen, damit ihm der Prozess gemacht würde. Aber wie konnte das sein? Schließlich hatte sie Tharek doch seinerzeit ausgelöst...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyMi 13 Jan 2010 - 18:24

Die ersten Strahlen der Sonne dringen durchs Fenster und erleuchten Thareks Gesicht. Blinzelnd öffnet er die Augen und schirmt sie sogleich mit der Hand ab, um nicht geblendet zu werden. Ein klarer, heller Wintertag. Tharek streckt sich einmal geräuschvoll und schwingt dann die Beine aus dem Bett. Erst ein deftiges Frühstück, dann gibt es für heute viel zu erledigen, denkt er. Nachdem er sich mit dem kalten Wasser aus der Schüssel gewaschen und seine Unterkleidung angelegt hat, blickt er sich leicht verwirrt in der Kammer um. Wo ist denn noch gleich die Tunika geblieben? Man kann ja schlecht im Arbeitsanzug in die Stadt gehen. Weder auf dem Stuhl noch dem kleinen Hocker in der Ecke ist sie zu sehen. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens tritt er vor den grob gearbeiteten Schrank und öffnet ihn. Irgendwo hier muss sie doch sein? Eilig durchwühlt er die Fächer, doch ohne Erfolg. Als er die obenliegenden Kleidungsstücke im nun letzten Fach beseite geräumt hat, hält er plötzlich inne. Vor ihm liegen, im Laufe der Zeit schon beinahe vergessen, seine alten, abgetragenen Sachen, welche er an dem Tage getragen hatte, als er zum ersten Mal auf Lady Florentine nebst ihrem Gefolge getroffen war. Erinnerungen an den Tag erscheinen plötzlich vor seinem inneren Auge und er verzieht säuerlich das Gesicht. An diese Zeit erinnert er sich nur sehr ungern, es kommt ihm vor wie ein anderes Leben. Nun, vielleicht war es das ja auch...
Zu unterst gewahrt er einen grünen Saum, wie der Bund eines Kleidungsstückes. Mit erhobenen Augenbrauen zieht er es heraus. Ein tiefes Seufzen entfährt bei diesem Anblick seiner Kehle und er setzt sich, den Wappenrock mit der Ulme auf der Brust betrachtend, langsam auf den Stuhl. Wieviele Winter war er nun nicht mehr in seiner Heimat gewesen, fünf, sechs? Mit schwerem Herzen denkt er an die Zeit zurück, als er das Rittergut der von Ulms, das Erbe seines Vaters, bewirtschaftet hatte. Was mag aus all dem geworden sein? Du wirst wehmütig, alter Junge, denkt Tharek und erhebt sich mit einem sichtlichen Ruck. Er legt den Wappenrock in den Schrank zurück, und nach einem weiteren Augenblick fällt ihm auch ein, wo sich die Tunika befindet. In der Wäschekammer. Mist. Missmutig verlässt er die Kammer und macht sich an seine Tagesaufgaben. Der Appetit auf ein Frühstück ist ihm gründlich vergangen. Er verlässt das Gelände der Kriegerakademie und steuert auf den Marktplatz zu...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptySa 13 Feb 2010 - 15:58

Es ist ein kalter Morgen als Fleece in ihre Pantoffeln schlüpft, die an ihrem Bett stehen. Sie geht zum Fenster und schaut raus auf den Hof des Anwesens. Eisblumen zeichnen sich auf der Fensterscheibe ab, es muß eine eisige Nacht gewesen sein. Schon tagelang hält "Väterchen Froßt" das Land fest im Griff. Ein kalter Lufthauch erfaßt ihr Gesicht, als sie das Fenster einen Spalt öffnet. Sie atmet tief durch und augenblicklich fängt sie an zu frößteln. "Diese verdammten Träume!", denkt sie und läßt sich mit Herzklopfen auf das Bett fallen. Immer und immer wieder muß sie an Tharek denken.

Sie sieht Bilder die Tharek in vollem Schmerz und Pein zeigt. Er wird gequält und immer wieder zeigt sich mit was für einer Brutalität seine Peiniger in Leiden lassen. .. Und immer wieder dieses Bild, ein weißer Baum auf grünem Grund.

Sie muß ihm helfen! Sie muß einen Weg finden ihn einzuholen !

Ja,... noch heute würde sie sich auf dem Weg machen Tharek zu finden. Ja, noch heute...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptySo 14 Feb 2010 - 2:40

Eisig weht ihm der Wind ins Gesicht, die Kälte hat schon vor einer Weile seine Kleidung durchdrungen. Fröstelnd sitzt Tharek im Sattel seines Pferdes und starrt auf den Weg, auf dem er Richtung Scarhem unterwegs ist. Gleichmäßig trottet der braune Wallach dahin, bis er eine Biegung erreicht. Vom überhängenden Ast eines Baumes rieselt Tharek eine Ladung Schnee genau in den Nacken. Er stößt einen Fluch aus und zieht frierend die Schultern hoch. Durch kräftiges Ziehen an den Zügeln lässt er das Pferd anhalten, und als es zögernd stehen bleibt, schwingt Tharek sich aus dem Sattel, nur um knöcheltief im Schnee zu versinken. Gut, wenigstens trägt er feste Stiefel. Jetzt noch nasse Füße, das könnte er wirklich nicht gebrauchen. Der Weg bei diesem Wetter ist auch so beschwerlich genug. Nun gut, ein Stück zu Fuß zu gehen, das wärmt, dann sollte es besser werden. Nachdem er eine gute halbe Stunde das Pferd am Zügel hinter sich her geführt hat, macht sich der Hunger bemerkbar. Zwischen den Bäumen macht er einen alten Stumpf aus, dort lässt er sich nieder, nachdem er das Pferd an einem starken Ast angebunden hat. Während Tharek missmutig auf einem Stück Brot herumkaut, sieht er die Bilder der letzten Ereignisse in seiner Erinnerung vorbeiziehen...

Zwei Tage ist es nun her, dass Lady Florentine Tharek aufgesucht hatte. In ihrem Gesicht stand die Sorge, als sie ihm von den Geschehnissen in der „Knorrigen Eiche“ in Scarhem berichtete. Thareks Gesicht verfinsterte sich mit jedem Wort, und als Lady Florentine mit ihrem Bericht endete, sprang er auf, bedankte und verabschiedete er sich und stürmte in Richtung Kriegerakademie davon. In seiner Kammer angekommen, packte er eilig einige Kleidungsstücke zusammen, eilte zu den Stallungen, ließ sich ein Pferd geben und ritt zum herzöglichen Anwesen. Tharek hatte einen Entschluss gefasst. Er konnte nicht tatenlos herumsitzen und warten, was geschehen würden, wenn der fremde Reiter aus Sydenden erst einmal hier war. Abgesehen einmal davon, dass es sich hier um seine Privatangelegenheit handelte, in die er keinen seiner Freunde und Waffengefährten hineinziehen wollte. Als er die herzöglichen Stallungen erreichte, sprang er vom Pferd, band es kurzerhand an den nächsten Balken und stürmte in Richtung des Eingangstores. Beim Wachhabenden Offizier
hielt er kurz inne, erklärte sein Anliegen und schritt eilig weiter in das Gebäude hinein. Da Tharek nicht wusste, wo sich Mylady zur Zeit aufhielt und er es für nicht angemessen hielt, einfach zu den Privatgemächern der herzöglichen Prinzessin vorzudringen, steuerte er die schwere, reich verzierte Eichentür in der Mitte der ersten Etage an. Dort klopfte er energisch an und eine feste Stimme forderte ihn auf, einzutreten.
„Mundus zum Gruße, Ehrenwerter Herr Kastellan. Verzeiht, dass ich unangemeldet hier hereinplatze, jedoch ist es von äußerster Dringlichkeit, dass ich Ihre prinzessliche Hoheit auffinde. Es wäre mir eine große Hilfe, wenn Ihr mir sagen könntet, wo sie sich zur Zeit aufhält und ob sie zu sprechen ist.“
Etwas überrascht hob der ältere Mann die Augenbrauen und blickte Tharek für einen Augenblick aufmerksam an. Dann erhob er sich und trat hinter seinem Schreibtisch hervor.
„Mundus zum Dank, werter Herr von Ulm. Wahrlich, Euer Anliegen ist etwas außergewöhnlich. Normalerweise fragt man mich nicht nach dem Verbleib der Prinzessin. Doch etwas in Eurem Ausdruck lässt mich glauben, dass es Euch wahrlich unter den Nägeln brennt, so will ich denn für dieses mal eine Ausnahme machen. Als ich zuletzt mit der Mylady sprach, sagte sie mir, dass sie noch in den Schlosspark wolle. Es lässt mich vermuten, dass Lady Florentine das Grab ihrer seligen Mutter zu besuchen beabsichtigte. Versucht es dort, wahret jedoch den Anstand und geduldet Euch, bis Mylady die Grabstätte wieder verlassen hat, bevor Ihr sie ansprecht.“
„Selbstverständlich. Ich danke Euch, werter Herr Kastellan, für diese überaus freundliche Auskunft. Doch verzeiht meine Eile, ich habe keine Zeit zu verlieren. Ich wünsche Euch weiterhin einen erfolgreichen und mundusgesegneten Tag.“ Der Kastellan erwiderte noch etwas, doch das hörte Tharek schon nicht mehr. Er schloss die Tür hinter sich und eilte hinaus in die Schlossgärten, an die sich im hinteren Teil der Anlage der Friedhof mit der Familiengruft des herzöglichen Hauses anschloss. Kurz nachdem Tharek das schmiedeeiserne Tor passiert hatte, welches den Friedhof vom Park trennte, sah er ein stückweit entfernt zur Rechten die Silhouette der herzöglichen Prinzessin, welche sich soeben vorm Eingang zur Gruft Herzogin Annas, ihrer verstorbenen Mutter, aufhielt. In angemessenem Abstand blieb Tharek stehen und wartete...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyDi 16 Feb 2010 - 15:19

Wie so immer wenn sie an dem Grab ihrer Mutter steht, überkommt sie eine gewisse Wehmut. Ihre Augen ruhen auf den weißen Sarkophak, der aus bestem Marmor aus Conros gefertigt wurde.

Langsam geht sie mit ihren Finger die goldenen Buchstaben entlang und befreit sie hier und da von Moos. Sie hat ihre Mutter nie kennengelernt, nur von den Erzählungen ihres Vaters und des Kastellans. Sie soll wunderschön gewesen sein, so das ihr Anmut alle verzauberte.

Sie fällt auf die Knie, legt ihre rechte Hand auf ihr Kettenhemd und drückt sie fest auf ihr Herz.
Sie versinkt im tiefen Gebet. Fleece fühlt wie die Wärme ihrer Liebe sie durchströmt und spricht noch ein Dankgebet.
Als sie endet, rafft sie sich auf und zieht aus ihrem Umhang eine weiße Rose. Nahezu mechanisch legt sie diese nieder.

Dann dreht sie sich um und sieht Tharek. Dieser wartet geduldig, aber mit äußerlicher Anspannung.

" Wie lange steht Du schon hier ?", Fleece schweigt und eine Stille entsteht, die für einige Augenblicke keiner unterbricht.
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptySa 20 Feb 2010 - 1:03

Für einen Augenblick noch blickte Tharek Lady Florentine stumm an. Dann räusperte er sich, holte tief Luft, räusperte sich erneut. Nach einem tiefen Seufzen begann er endlich zögernd zu sprechen.
„Florent...“, erneut räusperte er sich verlegen. „Verzeihung. Lady Florentine, ich habe Euch nach reiflicher Überlegung eine Mitteilung zu machen. Ihr mögt es für einen ungeeigneten Moment halten, doch duldet die Angelegenheit keine weitere Verzögerung mehr. Zu lang habe ich wohl meine Augen vor der Wahrheit verschlossen.“ Tharek hielt einen Augenblick inne, doch als Lady Florentine ihm einen auffordenden Blick zuwarf, sprach er weiter. „Heute früh habt Ihr mir von Eurer Begegnung mit dem Reisenden in Scarhem berichtet, bei dem es sich offenbar um einen Gesandten meiner Heimat handelt. Wahrlich, ja, Ihr habt einst das Erforderliche getan, meinen Kopf zu retten. Noch heute bin ich Euch dankbar, dass Ihr bezahlt habt, was ich damals nicht zu tun imstande war. Somit sollte meine Freiheit erkauft worden sein, sollte man wohl meinen. Doch es beunruhigt mich, dass man offensichtlich nach mir schickt. Ich mag mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es sich hierbei um ein Versöhnungsangebot handeln soll.“ Wieder sah Tharek betreten zu Boden. Als er erneut aufblickte, lag etwas wie Wehmut in seinen Augen. „Ich will es kurz machen und Euch nicht länger auf die Folter spannen. Ich werde mich noch heute auf den Weg nach Scarhem machen, um eben jenen mysteriösen Reisenden ausfindig zu machen. Ich will versuchen, herauszufinden, worum es sich bei seiner Mission handelt. Ich muss endlich mit meiner Vergangenheit aufräumen, endlich Klarheit schaffen. Wenn ich sämtliche Auskünfte aus ihm herausgequetscht habe, werde ich meine Reise weiterführen.“ Erneut atmete Tharek tief durch, um mit leiser Stimme fortzufahren: „Ihr habt recht gehört, ich werde nach Sydenden reisen. Und bevor Ihr fragt, ich gedenke dies allein zu tun. Dies ist meine Angelegenheit, keinen meiner Freunde und Gefährten, welche mir in diesen Landen lieb und teuer geworden sind, will ich dort hineinziehen und somit gefährden. Diese Reise wird meine bisher wohl größte Mission, ich vermag nicht zu sagen, wann ich zurückkehren werde, doch es gibt Dinge, die erledigt werden müssen.“ Tharek war angespannt, so sehr, dass er beinahe angefangen hätte, wie ein Wasserfall loszusprudeln. Nun stand er vor Lady Florentine und blickte sie mit einer Mischung aus Erwartung und Verlegenheit an...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyMo 1 März 2010 - 19:41

Fleece atmet tief durch und mustert Tharek. So angespannt hatte sie ihn noch nie gesehen. Er sieht aus als wäre er um Jahre gealtert. Die Haut ist aschgrau und um seine Mundwinkeln bilden sich Sorgesfalten ab. Seine Augen sehen leer aus, nicht mehr das spitzbübische flackern und das Feuer sind dort. Nein; Furcht und Entschlossenheit machen sich breit.

Fleece reibt sich die Stirn , während ihre ruhigen blaugrünen Augen sorgenvoll blicken.

" Dann ist die Zeit des Abschiedes wohl gekommen. Ja, Du mußt gehen, mein Freund, wenn Du diese Bürde von Deinen Schultern laden willst!. Doch bedenke, dass es sicherer für dich ist nicht alleine zu reisen. Warte die morgige Eröffnung der Magieakademie ab und ich werde dich begleiten."

Tharek schüttelt heftig den Kopf. Sie fühlt das sie ihn nicht umstimmen kann. Alle Zeichen stehen auf Sturm...
Fleece spricht weiter ohne das Tharek noch antworten kann.

"Nimm eines unserer Pferde, welches dir das liebste ist. Gebrauche dein Schwert nur zur Verteidigung und laß nicht zu, daß ein Schandfleck die edle Klinge besudelt. "Ehre und Mut" Tharek; soll Mundus deinen Weg beschützen!"
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyMi 17 März 2010 - 23:24

Ohne weitere Worte drückte Tharek seine rechte Faust aufs Herz. Ernst blickte er Lady Florentine an, nickte ihr zu und wandte sich zum Gehen. Für einen Augenblick hielt er noch einmal inne, so als wollte er noch etwas sagen, doch dann straffte er die Schultern und ging entschieden dem Friedhofstor entgegen. Wie Lady Florentine ihm angeboten hatte, suchte er sich ein Pferd, lud sein Gepäck auf und ritt kurz darauf zum Stadttor hinaus...

Fröstelnd zieht Tharek seinen Mantel enger um sich. Der Wind hat noch nicht nachgelassen, es hat wieder zu schneien begonnen. Von irgendwo her hallt das Krächzen von Krähen herüber. Mit einem Seufzen erhebt er sich von seinem provisorischen Vesperplatz und nimmt seine Sachen auf. Nachdem alles wieder auf dem Rücken des Pferdes verstaut ist, verschwindet er, einem plötzlichen Drang folgend, hinter einem Baum, um kurz darauf erleichtert die Zügel des Braunen aufzunehmen. Nachdem er sich in den Sattel geschwungen und dem Wallach die Fersen in die Seite gedrückt hat, setzt sich das große Tier mit einem unwilligen Schnauben in Bewegung, um wieder dem holperigen, vereisten Waldweg zu folgen. Die Grenzen des Ortes Scarhem (Hauptstadt der gleichnamigen Baronie, soweit Tharek weiß) erreicht man, indem man der Waldstraße, auf welcher er in diesem Augenblick unterwegs ist, bis zu ihrem Ende folgt. Doch die Landschaft entlang dieser Route ist eintönig und wenig abwechslungsreich. Wo man hinsieht, nur Wald. Bäume, Büsche und Gestrüpp, weiß unter der dicken Schneedecke, jeder Meter des Wegs ist gleich dem vorangegangenen. So ist es Tharek nicht möglich zu sagen, wie lange er bereits unterwegs ist. Auch nach dem Stand der Sonne kann er sich nicht richten, die genaue Tageszeit zu bestimmen. Große, schneeschwangere Wolken verdecken die Sonne, versprechen lediglich nur noch mehr der weißen Pracht. Nach einer Weile des immer gleichmäßigen Dahintrottens seines Pferdes verfällt Tharek in Lethargie. Das monotone Stampfen der Hufe unter ihm macht ihn nach und nach müde, scheint ihn zu hypnotisieren.
Mit einem Mal jedoch ändert sich die Landschaft vor Tharek. Der Wald öffnet sich in eine große Lichtung und gibt einen kreisförmigen Platz frei, umgeben von Mauern, so hoch und aus derart massivem Gestein errichtet, als wolle man alle Feinde dieser Welt gleichzeitig von diesem Ort fernhalten. Rings umher gehen Menschen unterschiedlicher Herkunft an reich beladenen Marktständen ihren Geschäften nach. Hier und da hört man Stimmen, die Waren feilbieten oder lauthals um die Preise feilschen. Es ist ein ein buntes, lebendiges Treiben. Als Tharek auf dem Rücken seines Pferdes den Waldrand passiert und das offene Gelände erreicht, blickt er sich aufmerksam nach beiden Seiten um. Zu seiner Rechten erstreckt sich eine lange Häuserreihe mit kleinen Fenstern, welche aus dem Inneren einen Blick auf den Marktplatz erlauben. Hier und dort wird die in einem seichten Bogen verlaufende Front von Auslagen kleiner Läden unterbrochen. Jedermann scheint hier seine Waren feilbieten zu wollen.
Zur Linken erstreckt sich ein mächtiges Gebäude himmelwärts, eine Art Herrenhaus, welches das gesamte Anwesen zu berrschen scheint. An der Vorderseite dieses trutzigen Hauses bewachen Posten das massive hölzerne Eingangstor, über welchem große Banner die Fassade schmücken. Tharek zügelt sein Pferd und lässt es anhalten. Sein Blick schweift über die Szenerie, die sich ihm bietet. Soll das Scarhem sein? Es handelt sich hier zweifelsohne um ein Rittergut oder ähnliches, an das sich ein wenig Stadtleben anschließt, doch die Hauptstadt einer Baronie hat er sich anders vorgestellt. Noch dazu hatte Mylady ihm von Scarhem berichtet. Verwirrt schüttelt Tharek den Kopf. Sein Herz schlägt mit einem Mal schneller. Irgendwas stimmt nicht an diesem Anblick.
Die Banner scheinen jeden Versuch, sie zu beschreiben, zu verhöhnen. Wenn er sie ansieht, ist es ihm, als greife jemand in sein Bewusstsein und blockiere jedes Erkennen, doch als er sich abwenden will, erhascht er noch einen Blick aus dem Augenwinkel, und für einen kurzen Moment glaubt er zu wissen, woher ihm dieses Wappen bekannt vorkommt. Grade als Tharek den Gedanken festhalten will, ist er jedoch schon wieder verschwunden. Seltsam. Und auch der große, freie Platz, die Mauern, die Fassaden...einfach alles hier... scheinen Tharek nicht greifbar zu sein. Wenn er versucht, eine bestimmte Stelle genauer zu betrachten, scheint sie sich einfach seinem Blick zu entziehen. Es beginnt vor seinen Augen zu Flimmern, so dass es ihm unmöglich ist, genaue Details der Umgebung auszumachen. Das ganze Bild wirkt irgendwie surreal. Das kann doch nicht sein. Was zur Hölle ist hier los?? Panik steigt allmählich in ihm auf. Tharek presst die Handballen auf die Augen, atmet tief durch. Ruhig bleiben, Junge, du musst ruhig bleiben. Du bist übermüdet, ja, das ist es, du bist durch den langen Ritt völlig erschöpft, und jetzt spielt dir deine Fantasie einen Streich. Wenn du jetzt die Augen öffnest, ist alles wieder gut! Langsam hebt Tharek den Kopf und öffnet blinzelnd erst das eine, dann das andere Auge. Ja, es scheint zu klappen... jedenfalls für einen Moment. Tharek schaut erwartungsvoll von Links nach Rechts... und hält plötzlich mitten in der Bewegung inne. Ihm stockt der Atem, mit einer hektischen Bewegung wischt er sich erneut über die Augen. Wieso hatte er das nicht früher gesehen? Das, was Tharek jetzt dort sieht, drängt sich dem Blick so penetrant auf, dass er es unmöglich übersehen haben konnte... Dort, wo die riesige Wehrmauer am weitesten vom Marktplatz entfernt ist, ragt ein massiver Balken aus dem Mauerwerk heraus, von welchem ein grob geknüpfter, robuster Strick herabhängt. Dieser endet in einer Schlinge, welche eng um einen Hals gelegt wurde. Die schmutzige, zerrupfte Gestalt, die zu diesem Hals gehört, steht mit gesenktem Kopf schwankend auf ihren Füßen, versucht das Gleichgewicht zu halten. Dieser Mann, da besteht für Tharek kein Zweifel, wird bestimmt in Kürze gehenkt werden.
Ein dicker Kloß im Hals erschwert es Tharek, sein immer größer werdendes Entsetzen hinunterzuschlucken. Seine Kehle ist wie ausgetrocknet und seine Hände haben zu zittern begonnen. Eine schreckliche, fast bis zur Gewissheit gereifte dunkle Ahnung erfüllt ihn. Der Mann dort unter dem Galgen ist ihm nicht fremd, im Gegenteil. Mit weit aufgerissenen Augen starrt Tharek den Todgeweihten an, bis dieser langsam, quälend langsam den Kopf hebt. Ein Schrei entfährt Thareks Kehle, als er... sich selbst ins Antlitz blickt!

Tharek schreckt mit einem so heftigen Ruck auf, dass er beinahe aus dem Sattel seines Pferdes gefallen wäre. Gerade eben kann er sich noch am Sattelknauf festhalten. Hektisch greift er nach den Zügeln und bringt das Pferd grob zum Stehen. Es dauert einen Augenblick, bis Tharek begreift, dass er eingeschlafen war. Fluchend schwingt er sich aus dem Sattel. Ein Traum, nur ein verfluchter Traum! Mir rast das Herz, als wolle es gleich aussetzen. Wie lange blieb ich jetzt vor diesen Träumen verschont. Jetzt, nach all den Jahren, fängt es wieder an? ... Ich muss es tun, es endlich zu Ende bringen...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyMo 29 März 2010 - 19:07

Das letzte Licht des Tages schimmert blass durch die Wipfel der Bäume. Seit Fleece vor einigen Stunden Giznad verlassen hat, ist es fortwährend kälter geworden. Der Wind fährt ihr wie eine eisige Hand über Arme und Beine. Frierend sitzt sie im Sattel ihres edlen Streitrosses, ihrem geliebten „Black Velvet“, und treibt ihn voller Sorge um das, was geschehen wird, zur Eile an. So schnell es möglich ist, ohne dass sich das Pferd die Läufe bricht, jagen sie die Waldstraße entlang, auf der vor erst drei Tagen Tharek nach Scarhem unterwegs war. Von weitem schon kann sie die drei riesigen Tannen ausmachen, nach denen sie seit einer Weile Ausschau hält. Dort, im Dickicht hinter den schneebedeckten Drillingen, befindet sich der Eingang zu einer Höhle, welche Fleece vor einigen Jahren entdeckt hat. Dort hat sie schon zahlreiche Male gerastet und sich für die Nacht ausgeruht, wenn sie auf der Reise in die Baronie Scarhem war. Und auch dieses Mal wird sie sich und ihrem treuen Tier dort Ruhe und Erholung gönnen, um tags darauf wieder gestärkt weiterreisen zu können. Dem Rappen ist die Erschöpfung allmählich anzumerken, Schaum bildet sich bereits um seine Nüstern. Aufmunternd tätschelt sie dem Pferd den Hals, beugt sich vor und spricht leise in sein Ohr: „Mein treuer Freund, gleich ist es geschafft, dann können wir uns ausruhen!“
Als sie nur noch wenige Schritte von der Höhle entfernt sind, stößt „Black Velvet“ plötzlich ein missmutiges Schnauben aus. Fleece hält für einen Augenblick inne, dann flüstert sie ihm zu: „Ja, ich bemerke es auch. Es riecht nach Rauch. Jemand hat mit nassem Holz ein Feuer entfacht.“
Um möglichst kein Geräusch zu verursachen, lässt sich Fleece behutsam aus dem Sattel gleiten. Sie lässt die Zügel auf den Boden fallen, für „Black Velvet“ das Zeichen, stehen zu bleiben und sich still zu verhalten. Abseits des Wegs schleicht Fleece, im Unterholz Deckung suchend, zum Eingang der Höhle. Dort angekommen lauscht sie aufmerksam in das Innere des weit in den Fels reichenden Gewölbes. Nichts. Langsam betritt sie die Höhle, die Hand am Heft ihres Schwertes. Schritt für Schritt dringt sie tiefer hinein. Die Kälte im Innern nimmt noch einmal zu, obwohl es Fleece beinahe unmöglich erscheint. Sie umfängt sie wie ein eisiger Hauch, kleine Wölkchen bilden sich vor ihrem Mund. Plötzlich fühlt sie einen Schlag am Kopf, dessen dumpfer Schmerz ihr regelrecht den Atem nimmt. Dann wird es schwarz vor ihren Augen...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyFr 22 Okt 2010 - 23:44

Am frühen Vormittag des dritten Tages erreichte Tharek endlich Scarhem.
Er war die halbe Nacht durchgeritten, hatte nur hier und da einen kurzen Halt gemacht, um das Pferd verschnaufen zu lassen. Eine Ewigkeit nach dem Hereinbrechen der Dunkelheit, etwa um die zweite Stunde, hatte er sein Pferd an einen Baum gebunden und unter einem kleinen Felsvorsprung, wo der Schnee den Boden nicht erreicht hatte, ein spärliches Nachtlager errichtet. Trotzdem Tharek sich in Felle und Decken gewickelt hatte, hatte er entsetzlich gefroren, so dass er in dieser Nacht keinen rechten Schlaf gefunden hatte. Müde und erschöpft hatte er seinen Weg mit dem ersten Licht des Tages fortgesetzt.
Als er nun auf das vor ihm liegende Stadttor blickte, ließ ihm das grelle Licht der Wintersonne die Tränen in die Augen steigen. Tharek blinzelte ein paar Mal und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Dann drückte er dem Wallach die Fersen in die Flanke, bis dieser sich träge in Bewegung setzte. Auch dem braven Tier, das den ganzen Weg von Giznad bis hierher tapfer durchgehalten hatte, war die Anstrengung der letzten Tage deutlich anzumerken. Und obwohl in Tharek eine gewisse Unruhe nagte ob der Ereignisse, die vor ihm lagen, ließ er den Braunen das Tempo selbst bestimmen, als dieser, die breite Straße entlang trottend, die hohen Mauern der Stadt passierte.
Scarhem, als Hauptstadt der gleichnamigen Baronie, war eine Stadt mittlerer Größe, weitaus kleiner als Giznad, doch auch nicht gerade ein Provinznest. Dicht an dicht reihten sich ziegelgedeckte Häuser und Hütten aus Stein, Lehm und Holz eng aneinander, mal in besserem, mal in schlechterem Zustand, alles in allem aber doch sehr ansehnlich. Auf der belebten Straße mussten immer wieder Passanten, die ihre Karren zogen, schwere Säcke auf den Schultern trugen oder auch einfach nur daher schlenderten, lärmenden Kindern ausweichen, welche vor den Türen der Häuser ausgelassen spielten und tobten.
Tharek hielt einen Augenblick inne und ließ seinen Blick schweifen. Auf dem Weg hierher hatte er bereits darüber nachgedacht, wie er vorgehen sollte, wenn er Scarhem erreicht hatte.
Als erstes musste er sein Pferd in einem Mietstall unterstellen, dann sollte seine Suche beginnen. Er musste jenen mysteriösen Mann finden, welcher nach Lady Florentines Erzählung hier angekommen war. Aus Sydenden!
Tharek schüttelte seufzend den Kopf, er konnte es noch immer nicht recht glauben. So lange Zeit war er nun nicht mehr dort gewesen. Hatte sich bedeckt gehalten, kein Lebenszeichen mehr in Richtung seiner Heimat von sich gegeben. Wie in Mundus Namen hatten sie ihn ausfindig machen können? Diese Frage nagte an ihm. Seit die herzögliche Prinzessin ihm von dem Vorfall im Gasthaus „Zur knorrigen Eiche“ berichtet hatte, kreisten Thareks Gedanken immer wieder um die Frage, was der Bote (oder was immer er zu sein vorgab) von ihm wollte. Doch eine Antwort darauf hatte er sich bisher nicht geben können. Lediglich Vermutungen konnte er anstellen, ob er damit der Wahrheit damit jedoch auch nur nahekam, mochten die Götter wissen. Er hatte das Gefühl, die Ungewissheit darüber würde ihn bald auffressen. Um so wichtiger war es nun, endlich Licht in die Angelegenheit zu bringen...
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyMo 1 Nov 2010 - 21:33

Mit einem sichtbaren Ruck riss Tharek sich aus seinen Gedanken los. Er atmete tief durch und gab seinem Pferd sacht die Sporen. Jetzt überdeutlich gezeichnet vom langen Ritt setzte sich das edle Tier langsam in Bewegung. Tharek achtete erneut darauf, dass das Tier sein eigenes Tempo bestimmte, damit es nicht auf der schneebedeckten Straße ausglitt und sich zu allem Überfluss ein Bein brach, hielt jedoch die Zügel straff, um es in die Richtung zu lenken, in der Tharek das Zentrum Scarhems vermutete. Nachdem sie eine Weile der Hauptstraße gefolgt waren, welche sich schnurgerade vor ihnen erstreckte, öffnete sich nun die Häuserzeile vor ihnen und sie erreichten einen weitläufigen Platz. Dieser wurde von weiteren, diesmal größeren Gebäuden gesäumt. Man konnte leicht den Eindruck bekommen, sich in einem etwa hunderfünfzig mal hundert Schritt messenden Kessel zu befinden, dessen Rand die zahlreichen Fassaden bildeten. In der Mitte dieser beinahe ovalen Fläche stand eine Gruppe großer Bäume, die in der Mittagssonne dunkle Schatten warf. Darunter hatte sich eine Gruppe Musikanten versammelt, die, von der klirrenden Kälte scheinbar unbeeindruckt, fröhliche Weisen zum Besten gaben. Obwohl Tharek Musik eigentlich gern mochte, begann sie schon nach wenigen Augenblicken an seinen Nerven zu zerren. Nichts wie weiter... Menschen unterschiedlichster Art wimmelten hin und her, gingen ihrem Tagewerk nach. Man hörte lautes Stimmengewirr und hier und dort ertönte Gelächter. All das erweckte einen harmonischen und friedlichen Eindruck.
Tharek jedoch hatte in diesem Augenblick keinen Sinn dafür. Suchend wandte er sich vom Rücken des Pferdes aus in alle Richtungen. Er hoffte, so schnell wie möglich eine Unterbringung für sein Tier zu finden. Sein Blick fiel auf ein mehrstöckiges Gebäude, dass ein Krämerladen zu sein schien. Daneben stand ein Haus, welches man unschwer als einen Kräuterhändler oder eine Apotheke erkennen konnte. Dann wiederum folgte ein Weinhändler und so ging es weiter, ein Händler nach dem anderen bot seine Waren feil. Doch etwas wie eine Stallung erblickte Tharek nicht. Ungeduldig rutschte er im Sattel hin und her, dann schwang er sich endlich vom Pferd und führte es am Zügel mitten in die Menschenmenge. Das brachte ihm einige missmutige, aber auch neugierige Blicke ein. Auch in einer Stadt wie dieser fiel ein Fremder also auf. Im ersten Augenblick war Tharek deshalb etwas unwohl, doch dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Wenn Fremde so auffällig waren wie er, dann konnte ihm das vielleicht helfen, den, den er suchte, schneller zu finden. Für einen
Augenblick fühlte sich Tharek etwas besser, dieser Umstand ermutigte ihn ein wenig.
Kurzerhand sprach er einen jungen Mann an, welcher ihn aufmerksam, aber auch etwas eingeschüchtert musterte. „Sagt, Freund, wo finde ich eine Gelegenheit, mein treues Pferd unterzubringen und ihm gute Pflege angedeihen zu lassen? Wir sind weit gereist und müde. Es wäre ausgesprochen freundlich, wenn Ihr mir weiterhelfen könntet.“
Der Junge machte keinerlei Anstalten, auf die Frage zu antworten, starrte ihn nur an. Als Tharek schon glaubte, er würde den Mund gar nicht mehr aufmachen und eben dazu ansetzte, seine Frage zu wiederholen, räusperte sich sein Gegenüber und setzte mit heller Stimme zum Sprechen an: „Nun, der Herr, hier werdet Ihr nichts finden.“ Er deutete mit der Hand hinter sich und fuhr fort: „ Folgt dieser Straße dort einige hundert Schritt, dann werdet Ihr finden, wonach Ihr sucht. Aber führt Euer Ross am Zügel, die Straßen jenseits des Marktplatzes sind eng.“ „Habt Dank, Ihr habt mir sehr geholfen“, sagte Tharek, während er in die ihm gewiesene Richtung blickte. Mit einem Nicken verabschiedete er sich und setzte seinen Weg fort.

Eine halbe Stunde später hatte Tharek sein Pferd bei einem griesgrämig wirkenden Stallmeister für eine Silbermünze in Obhut gegeben. Erst hatte er ob der Erscheinung des Mannes Bedenken gehabt, dass er gut für den Wallach sorgen würde. Doch nach einem Blick ins Innere der Stallung stellte sich heraus, dass die mangelnde Pflege des Stallmeisters sich wohl nur auf seine Person niederschlug, nicht aber auf das, was er tat. Die Unterbringung für etwa fünfzehn bis zwanzig Pferde war in einwandfreiem Zustand. Saubere Verschläge, frisches Futter und Wasser warteten auf die Tiere. Halbwegs zufrieden hatte sich Tharek wieder auf den Weg gemacht, jedoch nicht ohne sich vorher zu erkundigen, wie er zur „Knorrigen Eiche“ käme. Nachdem ein weiteres Kupferstück den Besitzer gewechselt hatte, gab ihm der „Herr der Pferde“ bereitwillig Auskunft. Tharek betitelte ihn im Stillen als Halsabschneider.
Einige Augenblicke und Straßen weiter erblickte Tharek etwas abseits der Stadtmitte ein dreistöckiges Gebäude, welches sich durch ein großes Eichenschild als das Gasthaus zu erkennen gab, nach welchem er suchte. Vor der Türe blieb Tharek noch einmal stehen und holte tief Luft. In seinem Inneren tobte ein Sturm der Gefühle. Was würde ihn dort drinnen erwarten? Würde er etwas herausfinden, dass ihm weiterhelfen konnte? Oder würde er Jenem, der ihm nachzustelle schien, direkt in die Arme laufen? Hin- und hergerissen versuchte er, sich auf das nun Folgende einzustellen, doch was er sich auch einzureden versuchte, die Unruhe blieb. Also richtete Tharek sich gerade auf, straffte die Schultern und tat entschlossen einen Schritt auf die Pforte der Taverne zu. Dann noch einen und noch einen, bis er den Riegel der Türe greifen konnte. Er drückte ihn herab und stieß den schweren Flügel nach innen auf... Jedenfalls wollte er es. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
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BeitragThema: Re: Keine Ruhe in Sicht...   Keine Ruhe in Sicht... EmptyDi 9 Nov 2010 - 19:03

Tharek riss die Augen auf. Bei Mundus! Er hatte für diesen Augenblick seinen ganzen Mut zusammengenommen, die Taverne zu betreten, und jetzt sollte es vergebens sein, weil der Wirt die Türen verschlossen hatte? Das konnte doch nicht wahr sein. Thareks Griff um die schmiedeeiserne Klinke verstärkte sich. Erneut drückte er sie kräftig herunter und lehnte sich mit der Schulter gegen das massive Holz. Nichts. Plötzlich schlich sich Verzweiflung in sein Herz. Er wusste nicht, ob er noch einmal den Mut aufbringen würde, hierher zurückzukehren, um sich seinem Schicksal zu stellen. Einer Panik nahe begann Tharek, an dem Griff zu rütteln... und dann wäre er beinahe der Länge nach auf dem Rücken gelandet, als die Tür fast spielerisch leicht nach außen aufschwang. Er kämpfte für einen Moment um sein Gleichgewicht, dann starrte er fassungslos auf den offenstehenden Eingang des Gasthauses. Es dauerte einen Augenblick, bis Tharek gewahrte, welcher Spuk ihn soeben genarrt hatte. Dann schlug er sich mit der flachen Hand vor die Stirn und schalt sich im Stillen einen Narren. Ruhig, er musste ruhig bleiben. Er durfte sich jetzt nicht von seiner Nervosität verwirren lassen. Das konnte er sich beim besten Willen nicht leisten, nicht jetzt. Endlich überschritt er die Schwelle des Schankhauses.
Trübes Zwielicht empfing Tharek und der beißende Geruch eines Kaminfeuers stieg ihm in die Nase. Er schloss die Türe hinter sich und trat vollends in den angenehm warmen Schankraum. Nach der tagelangen Kälte, durch die er von Giznad hierher gereist war, empfand er es als wahre Wohltat, spürte, wie sich seine steifen Glieder allmählich erholten. Plötzlich bemerkte Tharek, dass er noch immer inmitten des Raumes stand. Einige der Anwesenden betrachteten ihn bereits mit unverhohlener Neugier. Tharek ging zügig auf einen der leeren Tische nahe des Feuers zu und versuchte, nicht allzu hektisch zu wirken. Er setzte sich mit dem Rücken zum Kamin, so konnte er bequem einen Großteil des Wirtshauses überblicken. Nachdem sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, ließ er seinen Blick durch die Rauchschwaden hindurch schweifen. Die „Knorrige Eiche“ unterschied sich nicht besonders von vielen anderen Schänken, welche Tharek im Laufe der Zeit so zahlreich gesehen hatte. Die Kundschaft bestand ausschließlich aus Männern, das war nicht außergewöhnlich. Was jedoch auffiel, war die Tatsache, dass es Männer unterschiedlichsten Standes zu sein schienen. Da gab es Handwerker verschiedener Gilden, welche an einem Tische saßen mit Händlern und Kaufleuten. Offensichtlich machte man sich hier nicht viel daraus. Es erweckte den Eindruck, als sei das völlig normal und niemand stieße sich daran. So etwas hatte Tharek eher selten gesehen, genau genommen war es ihm in dieser Art nur aus Giznad bekannt. Für gewöhnlich sah man in einfachen Gasthäusern auch eher nur die einfachen Leute, während der gehobene Stand in besseren Häusern zusammenkam. Diese so unterschiedlichen Leute hier saßen an aus grobem Holz gefertigten Tischen und Stühlen, welche neben einiger weniger ebenso einfach getischlerter Holzregale und dem massiven Tresen das einzige Mobiliar bildeten. Doch trotz der Schlichtheit des Raumes wirkte alles sehr heimelig, man konnte sich in aller Gemütlichkeit niederlassen und fühlte sich sogleich wohl und gut aufgehoben.
Als Tharek bemerkte, dass seine Gedanken abschweiften, rief er sich innerlich zur Ordnung und konzentrierte sich wieder auf den eigentlichen Grund seines Hierseins. Eingehend musterte er die Anwesenden, einen nach dem anderen, versuchte, bei einem der Gäste vielleicht etwas Verdächtiges zu bemerken. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte niemand ausmachen, der den Eindruck erweckte, er hätte etwas zu verbergen. Anders herum jedoch konnte sich auch Tharek nicht des Eindrucks erwehren, dass man ihn verstohlen aus dem Augenwinkel beobachtete. Nun ja, schließlich war er der Neuankömmling, der Fremde...
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